In Episode 3 unserer Homestory mit FarmTiger haben wir Gründer Justus gefragt, warum er sich nicht für den Bau, sondern für den Kauf einer Business Intelligence Lösung entschieden hat, was Vor- bzw. Nachteile sind und welche konkreten Voraussetzungen eine solche Lösung unbedingt erfüllen sollte.
minubo: Hallo Justus. Für euch stand schon sehr früh fest, dass ihr eure datengetriebene Kultur mit Hilfe einer Business Intelligence Lösung aufbauen möchtet. Auch wusstest du von Beginn, dass du diese nicht selber bauen, sondern kaufen wirst. Warum war das für dich die einzige Option?
Justus: Um dieser Frage zu beantworten, würde ich gerne noch einen Schritt zurückgehen, um zu erläutern warum wir eine BI Lösung einsetzen wollten. In unserem Fall gab es dafür zwei Gründe: Wir wollten einerseits mehr Transparenz innerhalb des Unternehmens schaffen, um somit das eigene Geschäft besser zu verstehen. Andererseits wollten wir auf Basis dieser Transparenz, bessere Entscheidungen anhand von Zahlen und Analysen ableiten können.
Wenn das meine Motivation und mein Ziel ist, dann möchte ich das relativ zeitnah umsetzen, denn für mich bedeuten bessere Entscheidungen mehr Umsatz und sogar mehr Gewinn. Für uns war daher klar, dass es nur die Option Buy gibt, da ich Transparenz und bessere Entscheidungen einfach schneller bekommen kann, wenn ich sie einkaufe. Zudem glaube ich, dass es auch nicht günstiger wird, wenn man es selber entwickelt. Von daher waren die zwei ausschlaggebenden Faktoren Geschwindigkeit und auch Kosten.
minubo: Was waren für dich, neben dem Setup, zusätzlich noch wichtige Faktoren, die deine Entscheidung beeinflusst haben?
Justus: Lass uns doch mal überlegen, was ich alles selber für eine gute BI-Lösung entwickeln müsste. Sehr wichtig, ein intuitives Frontend, mit dem alle Mitarbeiter leicht verständlich auf die für sie relevanten Daten zugreifen können. Wenn ich das nicht habe, dann brauche ich eine Person im Unternehmen, deren Aufgabe es ist, zentral Datenbankabfragen zu machen und diese Ergebnisse dann an die Abteilungen zu verteilen. Mein Ziel ist es aber, die Mitarbeiter dazu zu bringen, ihre Analysen selber zu machen und ihre Kennzahlen selbstständig auszuwerten, damit sie ein eigenes Verständnis dafür erlangen.
Des weiteren brauche ich natürlich ein Data Warehouse. Dieses eigenständig zu entwickeln ist vermutlich schon relativ schwierig und ein langwieriger Prozess. Zudem muss es dann ja auch noch in ein richtiges Datenmodell münden.
Das Datenmodell ist für uns extrem wichtig, weil wir dadurch ein gemeinsames Verständnis von Kennzahlen im Unternehmen schaffen. Somit habe ich direkt eine ganz einheitliche Definition und diese lässt keinen Raum für Interpretation. Es gibt also nicht mehr eine Vielzahl verschiedener Kennzahl-Definitionen, sondern es gibt ein paar, auf die man sich einigt. Das ist sehr wichtig für Einheitlichkeit, um Misskommunikationen zu vermeiden und um Vertrauen in die Daten herzustellen.
Ein umfassendes Datenmodell inklusive der vordefinierten Kennzahlen selber zu entwickeln, hat aus unserer Sicht keinen Sinn gemacht. Wenn es Unternehmen gibt, die dieses über Jahre hinweg erarbeiten, sich ein sehr intelligentes Datenmodell ausgedacht und es immer wieder optimiert haben, dann sehe ich keinen Grund dafür, das Rad an dieser Stelle neu erfinden zu müssen.
Schon alleine aus diesen drei Punkten, kam für uns nur ‘Buy’ in Frage: Erstens, ich müsste eine Visualisierung, also eine intuitive Bedienbarkeit schaffen. Zweitens, ich müsste eine Datenbank selber programmieren und drittens, ich müsste ein Datenmodell entwickeln.
Ich könnte mir vorstellen, dass Mitarbeiter mehrere Jahre mit einem solchen Inhouse Projekt beschäftigt sind. Wenn ich eine BI-Lösung und somit das Knowhow einkaufe, dann kann ich im Idealfall schon nach wenigen Monaten die ersten Auswertungen selber machen.
minubo: Im Zweifel hat man in einem kleineren Unternehmen von vornherein noch gar nicht die Expertise, dieses eigenständig aufzusetzen...
Justus: Ja genau. Ich müsste die Daten-Experten mit den entsprechenden Kenntnissen erst einmal finden. Zudem brauche ich ja verschiedenste Kompetenzbereiche...
minubo: Wo siehst du gegebenenfalls auch Nachteile beim ‘Buy’-Ansatz?
Justus: Eigentlich sehe ich ehrlich gesagt sehr wenig Nachteile oder fast gar keine. Vermutlich ist man insgesamt in einigen Bereichen etwas flexibler aufgestellt, wenn man alles eigenständig aufbaut. Man kann alle Entscheidungen selber treffen: wie das Setup aussehen soll, mit welcher Programmiersprache gearbeitet wird, wie die Dashboards aussehen sollen, wie die Datenbank strukturiert sein soll - ich habe dann die maximale Kontrolle. Ich könnte mir vorstellen, dass das für einen großen Konzern eventuell relevant sein kann. Für uns war das kein ausschlaggebender Punkt.
minubo. Abschließend würde uns noch interessieren, was für dich konkrete Voraussetzungen sind, die eine BI-Lösung erfüllen muss?
Insbesondere zwei Punkte sind hier wichtig. Ich brauche eine vernünftige Form der Visualisierung. Damit meine ich, dass jeder Anwender, ohne IT Kenntnisse, in der Lage sein soll, verschiedene Auswertungen zu machen oder seine Daten abrufen zu können. Meiner Meinung nach, wird man es nicht schaffen, eine Organisation wirklich datengetrieben aufzubauen, wenn es nur eine Person im Unternehmen gibt, die zentral und auf Anfrage die Daten aufbereiten und verteilen muss. Das ist leider in vielen Unternehmen noch die Realität.
Mein Ziel ist es den Mitarbeitern den Zugriff und die Kompetenz zu geben und zu erklären, wie die einzelnen KPIs sich berechnen, was sie bedeuten und wie man sie beeinflussen kann. Das ist ein Grundstein dafür, um in einer Organisation überhaupt datengetrieben arbeiten zu können. Daher sind aus unserer Perspektive die wichtigsten Anforderungen ein umfassendes Datenmodell und die intuitive Bedienbarkeit.
Noch mehr Einblicke zum Thema bauen vs. kaufen? Auch minubo CEO Lennard Stoever hat sich seine Gedanken gemacht. Diese beleuchtet er in seinem Blog-Artikel.
EPISODENVERZEICHNIS
- Episode 1: Ein Startup als Vorreiter für datengetriebenes Arbeiten
- Episode 2: Datengetrieben von Stunde 0 – früh anfangen lohnt sich
- Episode 3: Die initiale Überlegung: BI – Build or Buy?
- Episode 4: Durchstarten im eCommerce mit diesen Top 5 KPIs